2.3 Vorgehensweise bei der Erstellung des Reifegradmodells

Nach Becker et al. (2009) lässt sich ein Reifegradmodell als Artefakt auffassen und unterliegt damit den Grundsätzen einer konstruktionsorientierten Forschung (Design Science). Die Entwicklung eines Reifegradmodells folgt dabei im Allgemeinen den Phasen: Problemidentifizierung, Konstruktion und Evaluation. De Bruin et al. (2005) entwickelten auf Basis der Erkenntnisse des Business Process Maturity Model (BPMM) und des Knowledge Management Capability Assessment (KMCA) ein generisches Phasenmodell mit sechs Schritten: Scope, Design, Populate, Test, Deploy und Maintain. Wohingegen Becker et al. (2009) für den Entwicklungsprozess von Reifegradmodellen basierend auf den sieben Richtlinien (R) zur Durchführung von Design Science (R1: Artefakte als Designergebnis; R2: Problemrelevanz; R3: Evaluation; R4: Forschungsbeitrag; R5: Stringenz der Forschungsmethode; R6: Design als Suchprozess; R7: Kommunikation der Forschungsergebnisse) nachfolgende Anforderungen definieren (vgl. Tabelle 1).

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Anforderungen zur Entwicklung vonReifegradmodellen nach Becker et al. (2009)

Referenzierte Richtlinie Design Science nach Hevner et al. (2004)

A1

Vergleich mit existierende Reifegradmodellen

R1, R4

A2

Iteratives Vorgehen

R6

A3

Evaluation

R3, R6

A4

Multimethodisches Vorgehen

R5

A5

Aufzeigen der Problemrelevanz

R2

A6

Problemdefinition

R2

A7

Adressatengerechte Ergebnisbereitstellung

R7

A8

Wissenschaftliche Dokumentation

R7

Tabelle 1: Anforderungen zur Entwicklung von Reifegradmodellen (Becker et al. 2009)

Aus diesen Anforderungen heraus, geben Becker et al. (2009) ein Vorgehensmodell vor zur Entwicklung eines Reifegradmodells mit folgenden acht Phasen: (1) Problemdefinition; (2) Vergleich bestehender Reifegradmodelle; (3) Festlegung der Entwicklungsstrategie; (4) Iterative Reifegradmodellentwicklung; (5) Konzeption von Transfer und Evaluation; (6) Implementierung der Transfermittel; (7) Durchführung der Evaluation und (8) Verwerfen des Reifegradmodells. Dies aufgreifend und mit Blick auf bereits erfolgreiche Reifegradmodellentwicklungen nach diesem Vorgehensmodell (siehe z.B. Böhm et al. 2013, Hecht 2014), dessen iterativer Vorgehensweise und der vollumfänglichen Dokumentationsanleitung des Konstruktionsprozesses auch zur Beurteilung der Validität und Reliabilität des Modells für den wissenschaftlichen Diskurs, wird auch die Entwicklung des Reifegradmodells SIMMI 4.0 (System Integration Maturity Model Industry 4.0) dem Vorgehensmodell von Becker et al. (2009) folgen.

Last modified: Friday, 3 July 2020, 6:59 PM